Mittwoch, 31. Mai 2017

N. Luhmann " zur Beobachtung der Moderne" Kritik Teil 1

 An Moritz Klenk, zu:

Niklas Luhmann
Beobachtungen der Moderne


"Das Moderne der modernen Gesellschaft
Europäische Rationalität"

Beginnt ein Denken über das Phänomen des Sozialen mit der Unterscheidung, ist es immer schon zu spät.

In der Skala dessen, wie wir im Sozialen stehen, ist  Unterscheiden ein Sonderfall. Und ob, wenn der Sonderfall eintritt, er ein rationaler ist, bleibt immer noch die Frage

Aus dem Grunde ist es ganz verkehrt, mit der Unterscheidung und den sich daraus ableitenden höheren  Ebenen zu beginnen.

Wenn Luhmann dann in letzter Konsequenz auf die transzendente Erkenntnis des Zen Buddhismus kommt, in dem alle Dinge SIND wie sie sind und sich nicht voneinander unterscheiden, ist er nicht am Ende sondern am Anfang des Denken, dort wo Edmund Husserl den Beginn alles Denkens ortet, in der Lebenswelt.

Das was der Zen-Budhist in jahrelangen Meditationen erreicht, ist der Ausgangspunkt jedes Menschen, in jeder Situation der Gegenwart.  Er geht von dem aus was da IST und nicht von dem, was er unterscheiden kann, muss, soll!

Unterscheidung setzt erst dann ein, wenn ich darüber nachdenke, wenn ich auf etwas schaue, dann muss ich erst Zeichen und Bezeichnetes unterscheiden"......

Im sozialen Leben, im Wahrnehmen bin ich ganz naiv, ich nehme an, dass das Zeichen des Bezeichnete bezeichnet.

Dieser Zustand, des im Sozialen sein, des in der Welt-Stehens muss der Ausgangspunkt aller Überlegungen sein, will man das Phänomen des Sozialen bedenken. 
Nicht die Unterscheidung kann der Ausgangspunkt sein!

Unterscheiden ist eine intellektuelle Kategorie, die im Sozialen, wie gesagt, ein Sonderfall ist und bleibt!

Unterschieden wird im Sozialen erst, wenn dieses in der Welt sein nicht funktioniert, dann beginnt man zu unterscheiden, den anderen als anderen zu sehen, als Fremden als einen niederen oder höherer Klasse usw. 

Auch wenn diese Ausnahme der Regelfall des Sozialen ist, berechtigt das doch nicht, eine Denken über das Soziale mit Unterscheidung zu beginnen.

Überhaupt ist der interessante Aspekt, dass ontologische Erkenntnisse Ergebnis sozialgeschichtliche Umbrüche seien, nicht dienlich, wird diese These absolut gesetzt.

Auch wenn Kunst und Philosophie das Kind der jeweiligen Zeit ist, so ist deren Eigenschaft geradezu über diese Zeit hinaus wirksam zu sein und darüber hinaus angewandt  werden zu können

Ich habe bemerkt, dass Niklas Luhmann gerade in der Frage der Ontologie im 20. Jahrhundert von Erkenntnissen ausgeht die nicht dem Stand der Philosophie entsprechen, sondern die ausgesucht sind um seine These der modernen Welt zu rechtfertigen. ( Die Gesellschaft der Gesellschaft / Kapitel 5: Selbstbeschreibung IX. Die Reflexion der Funktionssysteme)

Was Luhmann in "Das Moderne" sehr formalistisch als Unterscheidung, die in Unterscheidung eingeht charakterisiert, was zur Frage der Form führt, ist innerhalb der Kunst, zumindest seit der Renaissance, die Frage, die den Maler und Bildhauer täglich bewegen.

In der Sprache der Kunsttheorie wird hier nach der Realität des Bildes gefragt. Nicht mehr Bild oder Abbild ist hier die Frage, sondern die formalen Kriterien der Darstellung bestimmen nicht nur das Bild sondern auch das Abgebildete. Die Form der Darstellungsweise bestimmt den Inhalt, nicht nur des Bildes, sondern auch dessen was wir dann Natur nennen.

Hegel hat dieses Phänomen, mit dem Begriff der Kunstreligion umfasst.



Da scheinbar Luhmann nur die logische Form des Phänomens erkennt, nennt er dies Paradoxie, wir nennen es Kunst!


In der, Paradoxie wiederum nur ein Darstellungselement unter vielen ist.

( ich kenn nicht das Gesamtwerk von Luhmann, so kann es leicht sein, dass er diese Querverbindung selbst auch erkannt hat?)

Noch kurz zur Beobachtung: 

Für Beobachtung gilt das selbe wie für die Unterscheidung. Mit ihr kann im Denken über das Soziale nicht begonnen werden, da Beobachten im Sozialen eine Sonderform ist.

Eine Sonderform, der unter gewissen Umständen sogar  zum abseitigen neigt. .......... 

Ich verstehe auch nicht, wieso die Erfahrungen der Ethnologie hier nicht eingebracht wurden, die ihren kolonialistischen Beobachter-Blick selbst erkannte und sahen, wie ihre Beobachtung ihre Ergebnisse beeinflussten.

Natürlich ist dies in Beobachtung der Beobachtung, auf einer zweiten Ebene geschehen und erforderte wieder eine formale Unterscheidungen, die aber ein Gemenge von nicht nicht Erkennen und dem Erkennen des eigenen problematischen ethischen Standpunktes darstellt.

Einfacher gesagt, ein Ethnologe der seiner eigenen Kultur nicht kritisch gegenübersteht, wird auch nicht erkennen, dass er die andere Kultur mit den Augen seiner Kultur erkennt. 

D.h. Es gibt Voraussetzungen die Unterscheidungen möglich machen. Unterscheiden geschieht nicht an sich!

In der sozialtheoretischen Konstruktion, die mit Beobachtung beginnt, muss auf der zweiten Ebene, in der Beobachtung der Beobachtung deren Beeinflussung mit eingebaut werden beziehungsweise kann erst dort erkannt werden.

Nur ist es hier genauso wie in ethnologischen Beobachtungen, der Anteil der Beobachtung kann nicht einfach abgezogen werden und der Rest ist dann die andere Kultur. Die Beobachtung hat die Kultur so beeinflusst, dass sie immer nur die Sichtweise dessen, der dort eingedrungen ist wiedergibt und das geringste von dem enthält, was außerhalb der Beobachtung IST, war.

Zusammenfassend:
Die "Rejektion des Unterscheidens" (N.L.) muss gar nicht zurückerobert werden: Wir gehen nicht als Soziologen durchs Leben, wir gehen ganz unentschieden durchs Leben, wir orientieren uns auch gar nicht durch bewußte Unter- und Entscheidungen. Diese sind der absolute Ausnahmefall.

Unterscheidung als Ausgangspunkt braucht nur der, der Systeme in der Gesellschaft annimmt, wir, die in diesen Leben -  es ist natürlich die Frage der Fragen, ob wir in Systemen leben - unterscheiden, entscheiden selten!

Das dafür Luhmann die psychischen Systeme eingeführt hat will ich hier jetzt nicht hören!

GL.


N. Luhmann "zur Moderne" Kritik Teil 2

An Moritz Klenk
Beobachtungen der Moderne  
Teil 2

Es könnte hier eingewandt werden, ich verwechseln hier die soziale Wirklichkeit mit einer sozialen Theorie.

Du zitierst in deinem Aufsatz, "Der Anfang vom Ende", N. Luhmann der sagt, es käme primär auf die soziale Wirklichkeit an, die Begriffe der Theorie müssten nach ihr gebildet werden und ihr entsprechend immer wieder nachjustiert werden.

Genau das versuche ich in der Kritik des Begriffes Unterscheidung, beziehungsweise der Beobachtung.

Wie schon gesagt, Luhmann hat Begriffe gewählt, die sehr elastisch sind, anders gesagt, sie sind von hohe Abstraktion. 

Von daher sind diese Begriffe auch sehr verführerisch, denn es kann natürlich immer wieder argumentiert werden, es handelt sich ja um eine Unterscheidung, es handelt sich ja um eine Beobachtung. 

In dieser Behauptung ist aber das Zu-Stande-Kommen der Unterscheidung, ist das Zu-Stande-Kommen der Beobachtung unterschlagen, beziehungsweise vernachlässigt worden.

Vergleichen wir den Begriff der Unterscheidung bei  Luhmann mit den Begriff der Negation bei Hegel.  

In der Unterscheidung sind Zwei vorausgesetzt, wobei in der Unterscheidung das Eine gegenüber dem Anderen zurücktreten muss, beziehungsweise in der Unterscheidung, wird das Eine wie das Andere formalisiert. 
Hegel geht davon aus, dass jede Setzung Negation ist. Dass jede Setzung zustande kommt durch Negation und sie aus diesem Grunde auch Negation genannt werden muss. Das im Setzen negierte, kann nicht in seinem vollen Umfang gesehen werden. Erst in der Folge kann es in Erscheinung treten. Dieses in Erscheinung treten des negierten wird dann Dialektik genannt.

Beide gehen von sehr abstrakter Begrifflichkeit aus. Luhmann merkt man aber einen gewissen naiven Realismus an. Er hat eben eine rationalistische Sicht, die von der Unterscheidung, Wirklichkeit - Begriff ausgeht. Während in Hegels Konstruktion, das Verhältnis Vermittlung - Wirklichkeit von Anbeginn an aufeinander bezogen ist.

Durch Vermittlung wird die Wirklichkeit des negierten geschaffen. Die sich im weiteren Verlauf als Widerständigkeit der Wirklichkeit im Denken zu erkennen
geben kann.

Rationale, konstruktivistische Begriffe, wie Luhmann sie verwendet sind wohl sehr geeignet komplexe Zusammenhänge zu fassen, gleichzeitig sind das aber ihr handicapts. Sie verdecken das, was sie tun.



Noch etwas anderes: natürlich mache ich es mir einfach!
Ich kann und muss in meinem Alter es mir einfach machen.

Ich muss nicht mehr alle Werke eines Autors gelesen haben, kann aus einigen Eckpunkten das gesamte System  vergegenwärtigen und dessen Schwachpunkte erkennen.
Dass ich dabei natürlich auch daneben liegen kann und die Selbstreflexion des Autors nicht mit eingerechnet habe, ist  möglich. 

Nur, es hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass ich meist mit meinen Diagnosen nicht weit daneben liege!


Das im Unterscheiden negierte: 

Ist die Einheitlichkeit der Lebenswelt (Edmund Husserl),
ist alles was das Leben rhythmisch macht,
was es farbig macht und ihm die Melodie gibt, 
was die Dichter in Worten und 
Klängen anklingen lassen
was wir mit den Begriff des Willens fassen

und und und

ICH bin die Fülle des Lebens.....

Grüße von den Höhen und aus dem Tal!

Günter



Montag, 29. Mai 2017

Liebe Sein & Zeit-ler!

Liebe Sein & Zeit-ler!

Es ist lobenswert wie ihr in dieser Folge, kurz und präzise eure Fragen auf den Punkt gebracht habt, wunderbar für den Zuhörer, nicht beanspruchend, er kann euch die volle Aufmerksamkeit widmen !

Es spricht natürlich die Zeit aus diesem Text. War es doch ehrenwert für die Nation zu sterben und "Feigheit vor dem Feinde" war das größte Übel!

Eine Abwehr des Todes hinter der Abwehr des Todes durch das "man" zu vermuten liegt nahe.

Das Placebo Sein hier als Sein des Gefühles auszulegen und ihm die Eigenschaft des jenseits von Wahr und Falsch zuzuweisen ergibt interessante Hinweise.....

Hannah Arendt hat der Philosophie der alten Männer im Denktagebuch das Denken von Natalität entgegengesetzt. (Nur ein Hinweis)

Phil's koketter Hinweis, er "könne nicht denken", sondern nur assoziieren höre ich zusammen mit seiner Skepsis der Dialektik gegenüber.

Wobei seine Ahnung, es könnte sich hier um Dialektik handeln zutreffend ist, er dem, was im 
Konkreten die Dialekt wäre, nicht auf den Zahn fühlt.

Auf jeden Fall Dank, für die kurze und präzise Darstellung!

GÜNTER L.


Donnerstag, 25. Mai 2017

Ergänzung:
Zum Begriff der Kommunikation

 Der Begriff der Kommunikation bei Luhmann ist Teil der Systemtheorie. Kommunikation wird dort verstanden als die Fähigkeit innerhalb von Systemen sich zu verständigen, nach außen hin sich zu verständigen, mit dem Außen sich zu verständigen und mit anderen Systemen.

Die Systemtheorie steht und fällt mit dem Begriff der Systeme. 
Wendet man den Kommunikationsbegriff auf die Verständigung von Menschen untereinander an, beziehungsweise von Menschen mit Maschinen, mit anderen Systemen usw., so muss man auch den Menschen als System annehmen, als psychisches System. Was Luhmann auch so macht.

Wenn ich mich Frage, habe ich mit mich mit dir verständigt, so ist das eine völlig andere Frage, als die der Kommunikation innerhalb der Systemtheorie.

Der Unterschied besteht darin, dass ich mich frage was ich nicht verstanden habe, während in der Systemtheorie aus der inneren Notwendigkeit und deren Konstruktion es der Kommunikation bedarf. Kommunikation ist dort Teil eines Modells.

Ob ich mir im Klaren bin, dass ich etwas nicht weiß, oder ein System sich im Klaren ist, dass es nicht weiß was das andere System weißt oder nicht weiß, das sind zwei völlig verschiedene Sachen!

Ich sehe immer wieder wie Nachfolger von Luhmann  diesen Unterschied nicht machen!

 Den Unterschied zwischen dem was Sprache kann und dem was in der Systemtheorie Kommunikation ist erlebe ich als einen sehr großen. 

Ich kann das hier nur als einen Eindruck beschreiben, aber mir erscheint der Kommunikationsbegriff als völlig gegenüber der Sprache.

Ich kann das jetzt nur als Behauptung so stehen lassen!



  






Gedanken zu:  
"das Manifest der Ordnung durch Verbindung"
Von Stefan S. 25.05.17

Vorweg möchte ich sagen, dass mir klar ist, wenn ich hier Gedanken zum Manifest äußere diese nur missverstanden werden können.

Stefan formuliert Sätze, die wie Gedanken aussehen aber Anweisungen oder Zusammenfassungen seines Tuns sind. 

Aus dem Grund können meine Äußerungen von Stefan nur missverstanden werden. Ich muss die einzelnen Punkte zum Manifest nämlich als gedankliche Äußerungen reflektieren. 

Stefan ist für mich der Andy Warhol des Internets und ich finde das, was er und wir er es macht wunderbar! 

Dies kann mich aber nicht daran hindern das was er schreibt kritisch zu beleuchten! 


Zur Überschrift:

Der Satz ist ein Paradox: Wie kann Ordnung anders als durch Verbindung entstehen?

Da könntest du auch sagen: Ordnung entsteht durch Ordnung! Dann braucht es auch nicht gesagt zu werden!



zu Punkt 1:

Wenn sich das dominante Kommunikationsmedium ändert, dann ändert sich die Kommunikation. Aber was ist Kommunikation im Sozialen. Auf keinen Fall, das ganze Soziale.

Zu Punkt 2:
Ja für den Stefan!
Für den Hasen 
für die Primel und 
für den Wasserfall 
ändert sich fast nichts!

Zu Punkt 3:
In Netzwerken: Ja!

Zu Punkt 4:
Der Begriff der Kommunikation erfasst ganz wenig von Sprache, von Verständigung, von dem was Vermittlung ist.
Noch weniger weiß er vom Dasein.

Kommunikation ist eine Erfindung der siebziger Jahre und verkürzt die Frage der Hermeneutik auf Brauchbares. 

Mit ihm kann man nur das verstehen was Kommunikation ist, mehr nicht, und das ist sehr sehr wenig!

Zu Punkt 5:
In dem Satz ist alles so verwickelt, dass es mir schwer fällt die Knoten zu entwirren?

Zu Punkt 6:
Genau umgekehrt: Schrift prägt sich in Zeit und Raum ein. Raum und Zeit werden Durch Schrift markiert. 
Sie entstehen durch Sprache erst und die Schrift befestig sie.

Zu Punkt 7:
Und was sind Klassentreffen?
Eines der unzähligen Beispiele wie durch Buchdruck Gemeinschaft gestiftet wurde. 
Von den evangelischen Kirchenbauten, die wie Theatersäle entworfen wurden, ganz zu schweigen und und und

8: OK

9: OK

Zu Punkt 10:
Wäre das nur Kommunikation, es wäre armselig.....

Zu Punkt 11:
Du machst das alles wunderbar - ernst gemeint!
Ich hab keine Ordnung!
Ich lebe durch Verschwendung (Joseph Beuys)




DAS MANIFEST der Ordnung durch Verbindung
(V1.5/23.05.2017 | #medienlǝsɥɔǝʍ)

  1. Wenn sich das dominante Kommunikationsmedium ändert, verändert sich die ganze Welt des Sozialen.

(2) Das Wirknetz der Computer hat sowohl die Stelle des omnipräsenten, nie anwesenden Gottes (6) — als auch die unendliche Prozession von Kritik, aufgelistet in der Universitären Bibliothek (7) — eingenommen.

(3) Menschen sind in Netzwerken nützlich, oder aber überflüssig.

(4) Der Kommunikation ist es egal, wer kommunziert. Was kommunziert, kommuniziert. Und “Du kannst nicht nicht kommunzieren.”

(5) #Sprache ermöglicht Kommunikation, sich vom menschlichen Körper zu lösen.

(6) #Schrift ermöglicht Kommunikation, sich von Zeit & Raum zu lösen.

(7) #Buchdruck ermöglicht Kommunikation, sich von personaler Identität und persönlicher Beziehung zu lösen.

(8) #Computer ermöglicht Kommunikation, sich von Sachen & Inhalten zu lösen.

(9) #Computer ermöglicht es, die sich darstellenden Sachverhalte in der Art und Weise ihrer Verbindung zur Darstellung zu bringen.

(10) #Computer ermöglicht Kommunikation zwischen Vielen und Vielem.


(11) “Vergiss das Schaufenster, kümmere dich um den Lagerraum.” aus: #dfdu DIE FORM DER UNRUHE, Piazzi/Seydel, Junius Verlag Hamburg, Band 2, 2010

Mittwoch, 17. Mai 2017

Draw a distinction zum Dritten


  
Unterscheidung zum Dritten

Unterschieden wird nicht nur im Urteilen, sondern schon in der Wahrnehmung.
In der sinnlichen Wahrnehmung werden Qualitäten hell, dunkel, laut, leise, hoch, tief, schwer, leicht, rund, eckig, kantig, rau unterschieden.
Aber auch Begriffe, Gedanken, eigene und die der anderen können wahrgenommen und unterschieden werden.

Voraussetzung für das Unterscheiden in der Wahrnehmung ist, das Sich-Öffnen , ist die Bereitschaft, etwas wahrnehmen zu wollen. Die Augen, Ohren und alle Poren offen zu halten für etwas, das anspricht, das ins Auge springt, das gehört werden will, ein interessanter Gedanke, oder einer, der überhört werden kann.

In der Natur muss ich alle Sinne offen halten, es könnte sich ja ein Stein lösen, der mir oder einem anderen auf den Kopf fällt, das Wetter könnte umschlagen, alle Sinne sind hier gefordert und angespannt. Ich muss schauen, dass ich nicht über eine Wurzel stolpere, muss meine Kräfte ökonomisch einsetzen, meine Atmung, meinen Pulsschlag beobachten und vieles mehr.

Ähnlich bringe ich meine unterscheidend, angespannte Wahrnehmung im Sozialen ein. Ich vermute aber, hier schaue ich öfter darauf, was ich nicht hören will, was ich nicht sehen will, was ich nicht wahrnehmen will. Ich muss negieren, um offen zu sein für das, was Interessantes, Gutes, Wertvolles kommen mag.

Bei dieser oberflächlichen Betrachtung kommt es mir vor, als würde ich im Sozialen viel mehr ausscheiden müssen, um offen bleiben zu können als in der Natur. In der Natur muss ich alle Sinne öffnen, um etwas wahrzunehmenaus dem ich dann selektieren, unterscheiden kann. Im Sozialen muss ich vorwiegend negieren, mich verschließen, um für wesentliche Unterscheidungen offen bleiben zu können.

Wichtig scheint mir hier die Anmerkung, dass Unterscheidung auch hier abschließend ist.
Der ganze Vorgang kann wohl als Unterscheidung bezeichnet werden, innerhalb dessen
aber gerade die Spannung aufrechtzuerhalten ist, nicht zu entscheiden, um für das Wesentliche offen zu bleiben.

Wir müssen heutgeradezu täglich einüben: 

NICHT UNT-ERSCHEIDEN - NICHTS ENT-SCHEIDEN!









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