An Moritz Klenk, zu:
Niklas Luhmann
Beobachtungen der Moderne
"Das Moderne der modernen Gesellschaft
Europäische Rationalität"
Beginnt ein Denken über das Phänomen des Sozialen mit der Unterscheidung, ist es immer schon zu spät.
In der Skala dessen, wie wir im Sozialen stehen, ist Unterscheiden ein Sonderfall. Und ob, wenn der Sonderfall eintritt, er ein rationaler ist, bleibt immer noch die Frage
Aus dem Grunde ist es ganz verkehrt, mit der Unterscheidung und den sich daraus ableitenden höheren Ebenen zu beginnen.
Wenn Luhmann dann in letzter Konsequenz auf die transzendente Erkenntnis des Zen Buddhismus kommt, in dem alle Dinge SIND wie sie sind und sich nicht voneinander unterscheiden, ist er nicht am Ende sondern am Anfang des Denken, dort wo Edmund Husserl den Beginn alles Denkens ortet, in der Lebenswelt.
Das was der Zen-Budhist in jahrelangen Meditationen erreicht, ist der Ausgangspunkt jedes Menschen, in jeder Situation der Gegenwart. Er geht von dem aus was da IST und nicht von dem, was er unterscheiden kann, muss, soll!
Unterscheidung setzt erst dann ein, wenn ich darüber nachdenke, wenn ich auf etwas schaue, dann muss ich erst Zeichen und Bezeichnetes unterscheiden"......
Im sozialen Leben, im Wahrnehmen bin ich ganz naiv, ich nehme an, dass das Zeichen des Bezeichnete bezeichnet.
Dieser Zustand, des im Sozialen sein, des in der Welt-Stehens muss der Ausgangspunkt aller Überlegungen sein, will man das Phänomen des Sozialen bedenken.
Nicht die Unterscheidung kann der Ausgangspunkt sein!
Unterscheiden ist eine intellektuelle Kategorie, die im Sozialen, wie gesagt, ein Sonderfall ist und bleibt!
Unterschieden wird im Sozialen erst, wenn dieses in der Welt sein nicht funktioniert, dann beginnt man zu unterscheiden, den anderen als anderen zu sehen, als Fremden als einen niederen oder höherer Klasse usw.
Auch wenn diese Ausnahme der Regelfall des Sozialen ist, berechtigt das doch nicht, eine Denken über das Soziale mit Unterscheidung zu beginnen.
Überhaupt ist der interessante Aspekt, dass ontologische Erkenntnisse Ergebnis sozialgeschichtliche Umbrüche seien, nicht dienlich, wird diese These absolut gesetzt.
Auch wenn Kunst und Philosophie das Kind der jeweiligen Zeit ist, so ist deren Eigenschaft geradezu über diese Zeit hinaus wirksam zu sein und darüber hinaus angewandt werden zu können
Ich habe bemerkt, dass Niklas Luhmann gerade in der Frage der Ontologie im 20. Jahrhundert von Erkenntnissen ausgeht die nicht dem Stand der Philosophie entsprechen, sondern die ausgesucht sind um seine These der modernen Welt zu rechtfertigen. ( Die Gesellschaft der Gesellschaft / Kapitel 5: Selbstbeschreibung IX. Die Reflexion der Funktionssysteme)
Was Luhmann in "Das Moderne" sehr formalistisch als Unterscheidung, die in Unterscheidung eingeht charakterisiert, was zur Frage der Form führt, ist innerhalb der Kunst, zumindest seit der Renaissance, die Frage, die den Maler und Bildhauer täglich bewegen.
In der Sprache der Kunsttheorie wird hier nach der Realität des Bildes gefragt. Nicht mehr Bild oder Abbild ist hier die Frage, sondern die formalen Kriterien der Darstellung bestimmen nicht nur das Bild sondern auch das Abgebildete. Die Form der Darstellungsweise bestimmt den Inhalt, nicht nur des Bildes, sondern auch dessen was wir dann Natur nennen.
Hegel hat dieses Phänomen, mit dem Begriff der Kunstreligion umfasst.
Da scheinbar Luhmann nur die logische Form des Phänomens erkennt, nennt er dies Paradoxie, wir nennen es Kunst!
In der, Paradoxie wiederum nur ein Darstellungselement unter vielen ist.
( ich kenn nicht das Gesamtwerk von Luhmann, so kann es leicht sein, dass er diese Querverbindung selbst auch erkannt hat?)
Noch kurz zur Beobachtung:
Für Beobachtung gilt das selbe wie für die Unterscheidung. Mit ihr kann im Denken über das Soziale nicht begonnen werden, da Beobachten im Sozialen eine Sonderform ist.
Eine Sonderform, der unter gewissen Umständen sogar zum abseitigen neigt. ..........
Ich verstehe auch nicht, wieso die Erfahrungen der Ethnologie hier nicht eingebracht wurden, die ihren kolonialistischen Beobachter-Blick selbst erkannte und sahen, wie ihre Beobachtung ihre Ergebnisse beeinflussten.
Natürlich ist dies in Beobachtung der Beobachtung, auf einer zweiten Ebene geschehen und erforderte wieder eine formale Unterscheidungen, die aber ein Gemenge von nicht nicht Erkennen und dem Erkennen des eigenen problematischen ethischen Standpunktes darstellt.
Einfacher gesagt, ein Ethnologe der seiner eigenen Kultur nicht kritisch gegenübersteht, wird auch nicht erkennen, dass er die andere Kultur mit den Augen seiner Kultur erkennt.
D.h. Es gibt Voraussetzungen die Unterscheidungen möglich machen. Unterscheiden geschieht nicht an sich!
In der sozialtheoretischen Konstruktion, die mit Beobachtung beginnt, muss auf der zweiten Ebene, in der Beobachtung der Beobachtung deren Beeinflussung mit eingebaut werden beziehungsweise kann erst dort erkannt werden.
Nur ist es hier genauso wie in ethnologischen Beobachtungen, der Anteil der Beobachtung kann nicht einfach abgezogen werden und der Rest ist dann die andere Kultur. Die Beobachtung hat die Kultur so beeinflusst, dass sie immer nur die Sichtweise dessen, der dort eingedrungen ist wiedergibt und das geringste von dem enthält, was außerhalb der Beobachtung IST, war.
Zusammenfassend:
Die "Rejektion des Unterscheidens" (N.L.) muss gar nicht zurückerobert werden: Wir gehen nicht als Soziologen durchs Leben, wir gehen ganz unentschieden durchs Leben, wir orientieren uns auch gar nicht durch bewußte Unter- und Entscheidungen. Diese sind der absolute Ausnahmefall.
Unterscheidung als Ausgangspunkt braucht nur der, der Systeme in der Gesellschaft annimmt, wir, die in diesen Leben - es ist natürlich die Frage der Fragen, ob wir in Systemen leben - unterscheiden, entscheiden selten!
Das dafür Luhmann die psychischen Systeme eingeführt hat will ich hier jetzt nicht hören!
GL.