Dienstag, 7. März 2017

Sein&Zeit Podcast 41. Folge


An Eulenspiegel hell und dunkel

Ich muss ja von Stimmen ausgehen, da ich keine Namen weiß. Die Tatsache der Namenlosigkeit der Sprecher steht in eigenartigem Gegensatz zu dem Interesse der Sprecher aus dem Text Sein&Zeit unbedingt die Person des Autors herausarbeiten zu wollen, der, wie gesagt wird, eine Philosophie betreibt, in der er selbst nicht gefasst werden kann.

Ohne Namen sind die Sprecher noch weniger zu fassen als Martin Heidegger, der bis heute, auch wenn er schon gestorben ist, mit seinem Name für das steht, was er dachte. Oder habe ich Ihre Vita im podcast übersehen ?

Schön und danke, dass Sie sich die Mühe machen, Kapitel für Kapitel Sein&Zeit durchzuarbeiten und uns, mich, daran teilnehmen zu lassen.

Ich habe mir 39. und 40. Angehört, bevor ich die Sondersendung zu den „Schwarzen Heften“ (tendenzieller Name) angehört habe.

Schon in den zwei Sendungen wurde trotz der Bemühung des Herrn Hellen am Text zu bleiben das Erkenntnisinteresse deutlich, welches bevorzugt Herrn Dunkel antreibt, dem Heidegger nachzuweisen, wo er überall falsch liegt. 

Da Herr Dunkel ja von vorneherein wusste, dass Martin Heidegger ein Solipsist ist, war im Verlauf der Nachweis eines autistischen Ichs dann auch nicht schwer zu finden. Dann wurde Martin Heideggers Begriff der Sorge als Placebo erkannt, ein Medikament, das immer zusammen mit einem hermeneutischen Zirke, in dem wir kreisen sollen, zum Einsatz kommt.

In dieser Umlaufbahn wird der Sorge natürlich alles Leben genommen, denn um das Leben macht sich niemand sorgen, weder der Tenor noch der Bariton, nur um dem Schüler von Heidegger, dem das Leben übel mitgespielt hat, muss ich mir Sorgen machen.

Die wirklich entscheidende Erkenntnis wurde dann aus dem Vortrag von Prof. Martens gezogen, der wahrlich und ohne den Einsatz assertorischer Sätze  den Hasen aus der Tüte zog und uns das Inhumane, ja die lebensfeindliche Philosophie von Martin Heidegger so richtig enttarnen konnte.

Das hat dann Hell und Dunkel doch die Farbe wechseln lassen, so grauenvolle Abgründe haben sich da aufgetan!

Leider ist Herrn Hell und Dunkel der schrille Tonfall nicht aufgefallen, in dem Herr Martens seine These vorgetragen hatte.

Ich fragte mich, was muss jemanden widerfahren sein, dem sein Hass nach Jahrzehnten so stark anzuhören ist und der unverhohlen nun eine Gelegenheit gefunden hat, sich an seinem Lehrer, wieso auch immer, zu rächen?

Zum Glück bin ich selbst Schüler eines großen Lehrers ( Joseph Beuys) und musste  ihn nie hassen, kenne aber ehemalige Studenten, die ihn bis heute mit Hass verfolgen. Scheinbar gibt es immer Geister, die es nicht aushalten können, dass da jemand ist, der sie eindeutig um Äonen überragt.

Jetzt, wo der Makel und die Schuld, die Heidegger anhaftet, wieder öffentlich wird, kann man Rache üben, dafür, dass man immer in dessen Schatten existieren musste, oder wieso auch immer.........?

Hören Sie das nicht aus dieser Stimme heraus?

Da spricht doch nicht jemand bedächtig, abwägend? Da baut doch jemand ganz gehässig ein Szenario mit der fehlenden Großmutter und dem Gerede am Krankenbett, der Gegenüberstellung von Hiroshima und Journalismus, dem Holocaust und philosophischen Begriffen die bewusst denunzierend eingesetzt werden?

Da wägt doch niemand genau ab, was Heidegger anzulasten ist und was nicht, wie das u.a. Hanna Arendt sich schwer abringen musste, sondern da freut sich doch jemand,  den Endsieg einfahren zu können, Heidegger mit Putz und Stingel vernichten zu können, da soll das Böse in Grund und Boden gestampft werden.

Die Empörung über die Unmenschlichkeit von Martin Heidegger, die Prof. Martens anzumerken ist, hat einen ganz anderen Ursprung als dies eine berechtigte moralische wäre – zumindest erlebe ich das so.

Im Gegensatz dazu habe ich gesehen, wie ausgewogen und nachdenklich Hell und Dunkel an einigen Stellen wurden, z.B. wo es um das „Leben-zum-Tode“ ging usw.

Aber Ihr Lebensbegiff ist nicht konsistent, einmal ist er „Das Leben“ mit Kaffe und Kuchen, der Alltag (Blumenberg/Ritter), einmal „Das Leben“ als Seiendes, einmal im Sinne von „Leben lassen“.......... Wieso ist der Lebensbegriff  nicht in der Sorge enthalten? Weil man froh ist, den Haken gefunden zu haben, denn irgendwo muss das Böse von Heidegger doch geortet werden, es kann ja nicht sein, dass Heidegger  einfach nur ein Antisemit war, wie unzählige andere. Heidegger kann ja nicht einfach genauso blöde gewesen sein wie die meisten Nachbarn.

Heidegger kann ja nicht einer der unzählig „banal Bösen“ gewesen sein? Bei der Geisteskapazität muss er doch zumindest dämonisch sein, muss sein Philosophie doch von Grund auf – nach dem Grund suchte Herr Hell immer wieder – inhuman, lebensfeindlich und wirklich gefährlich sein!

Wieso macht man sich denn sonst mit Schwert, schwerer Rüstung und rotem Kreuz auf weißem Grund auf, das Abendland zu retten?

Wäre da nicht ein Drache zu töten?    

Auch die strikt nominalistische  Trennung von Eigentlich und Uneigentlich, von gezählter, numerischer Menge und dem eigentlichen Sein, die Entgegensetzung von Zeit und gezählter Zeit ist bei Heidegger explizit nicht so getrennt.

Nur, da muss ich Ihnen recht gegeben, gelesen kann das alles auch so werden, will man es so lesen.

Tautologien, Paradoxien kann in jeder Philosophie gefunden werden, sind das nicht nach Luhmann, Zeichen guter Philosophie?

Ich stimme in vielem mit Ihnen überein und habe den Eindruck, Sie haben wirklich ein Gespür für die neuralgischen Punkte bei Heidegger, z.B. in Bezug auf den Sorgebegriff, der dem Bassbariton zu einseitig ins Leiden kippt oder die Befragung des Buchanfangs, an dem die Verantwortung dem Sein gegenüber noch offen im Dasein stand.

Wenn aber Herr Dunkel in den Text überall ein Ich hineinliest, wieso liest er nicht Fichte, da hätte er doch das ICH?

Dafür muss er sich doch nicht so mühsam Heidegger aneignen.

Am absurdesten aber finde ich die so menschliche Begründung, sich dieser Qual Heidegger zu lesen auszusetzen, um dem pädagogischen und therapeutischen Selbstauftrag zu entsprechen, in sich das Böse kennenzulernen, um dann andere davor zu bewahren.

Geht es denn noch perverser?

Herr Dunkel neigt ja auch etwas zum Zirkusclown, vermutet er doch immer wieder da und dort Tricks, Finten und Ausfälle, die Heidegger einsetzt um ... ja warum eigentlich?.
Vielleicht wollte Heidegger sich selbst etwas vormachen, da er sich selbst nicht ganz  glaubt und das nur geht, sofern er sich selbst austrickst – das hätte Herr Dunkel Onkel Heidegger sicher gerne gefragt, würde er ihn auf der Hütte am Berg besucht haben.

Mit Grüßen aus eben diesen Bergen!

Ihr 
Günter Lierschof
     

 

      


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