Donnerstag, 15. Dezember 2016

an Stefan Seydel zu Watzlawick - Feste Gründe


Antwort  zu:
Der Grund für ein Fest: 50 Jahre 5 Axiome #PaulWatzlawick reloaded: Feste Gründe 2

Alois Huber hat Tina Piazzi und Stefan M. Seydel im Herbst 2016 an die Fachhochschule Burgenland eingeladen, über die Bedeutung von Paul Watzlawick für die Soziale Arbeit nachzudenken. Vortrag und Workshop wurden unter dem Titel “Paul Watzlawick und das Weh!Weh!Weh!” verhandelt. Die Dokumentation dieses Prozesses ist im Zettelkasten dissent.is offen zugänglich abgelegt: Text, Audio, Making Of etc.

Lieber Stefan!

Kommunikation als Ausgangsort einer Befragung der Welt zu wählen ist schon zu Beginn - weit über das Ziel hinaus.

Dass es irgendwann, irgendwo so etwas wie Kommunikation geben  könnte, kann schon sein, aber es ist ähnlich kurzsichtig, wie anzunehmen, weil es Vergewaltigungen gibt, die Frage nach dem, was Gewalt in der Welt ist, von vorneherein nur auf Böses hinauflaufen könnte ( - noradioshow 6 ).

Einen Fragekomplex mit Kommunikation zu beginnen überfrachtet alles von Anbeginn intellektuell.

Schau nur hin: von Herr Thuns Ohren ist nur eines aktiv – das der Appellation – und sogar diese soll ja letztlich auf Verstehen hinauslaufen. Aber Verstehen ist letztlich auch nur ein Blatt im Wind, ein sehr flüchtiges Element unseres Seins.

Wenn schon Kommunikation ist sie längst da, bevor wir kommunizieren ( frei nach E. Husserl), denn Sprache spricht bevor, während, nachdem und auch nebenbei und dazwischen, wenn irgendjemand irgendetwas mitteilen möchte. 

Bevor irgendjemand etwas kommuniziert, existiert Welt schon, gibt es Natur, Physiologie, unsrer Körper und all das, was wir pauschal Zivilisation nennen mögen.

Wie groß Du bist, wie und was Du verdaut hast, wie beweglich Du bist, all das spricht mit – ich behaupte sogar – auch wenn Du twitterst. ( Bei einigen wie bei mir, hält das die Verdauung dann nicht gut aus.)

Die Sprache ist reinste Verführung der Machbarkeit, ist Aggregat für Gewalt, für Frieden, für Beredtheit und Schweigen..........

Und um die Argumentation noch auf die Spitze zu treiben:

Wer nach dem Handeln fragt, kommt nicht darum rum, nach dem Anteil des Leidens für die Welt zu fragen.

Denn Leiden ist mindest ebenso produktiv wie Tun ( Joseph Beuys)

Nicht nach dem Nicht-Handeln ist zu fragen, sondern vorerst nach der Dimension des Leidens – was Leiden bewirkt?

Nur auf dem Hintergrund eines Verständnisses vom Leiden kann Nicht-Handeln begründet werden. Nicht-Handeln  kann nur aus dem, etwas zu tragen, begründet werden.
Nachtrag:
Ich habe bei Kuratoren, Psychologen, Ärzten, Sozialarbeitern.......bei vielen Vertretern von Berufsgruppen beobachtet, dass Denken für sie nur so weit notwendig ist, wie sie es brauchen, um ihr Tun zu beschreiben, das Ergebnis sehen  wir vor uns:  Die Ver-Fachschulung der Universitäten - Denken ist aber das, was Philosophie uns seit Immanuel Kant lehrt: nämlich: Kritik am Denken.

Mit lieben Grüßen
aus Tirol 

Günter 

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