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Peter Blaas Malerei 2015 ca.100/70 Leimfarbe auf Wellpappe |
Sein &Zeit Podcast #43 – Erfahrbarkeit des Todes der anderen
Ich bin begeistert, wie Ihr auf dieses Kapitel eingegangen seid: Sehr schön !
Heidegger ging es in dem Kapitel ja darum, mit allen Mitteln unseren Blick auf das
existenzielle Ende hinzulenken. Er fuhr mit allem auf, was von dem eigentlichen
Erlebnis, was von dem Existenz erschütternden Erlebnis des Todes als das Ende ablenken könnte, nur durch
ihn kann die Wucht des Daseins in seinem Verlust erlebt werden, der „auf diese
Grenze hin“ erfahren werden kann.
Dieses für sein Denken Zentrale , aus dem die existenzielle
Angst, die Langeweile, der Begriff von Welt (Tiere sind weltarm, da sie ihr
Sterben nicht existenziell vor sich haben) und und und erst abgeleitet werden
kann, lässt ihn hier doch einiges übersehen.
Gut gefiel es mir, wie Ihr in der Frage des Todes die „alte“
Frage nach der Metaphysik in den Fokus gerückt saht.
Und ich vermute, der Eindruck entstand, da Heidegger den Tod
hier radikal „materialistisch“ fokusiert und den Leichnam als nur noch
Vorhandenes charakterisiert, an dem wohl Anatomen noch Untersuchungen
durchführen können, das dann Lebenden zu Gute kommt, wir den Verstorbenen wohl
umsorgen (nicht als Zuhandenes), dieser uns aber das Sterben nicht abnehmen
kann, so wie wir keinem anderen dessen Tod abnehmen können.
Mir drängte sich dabei immer wieder der Gedanke auf, dass
durch den Tod des anderen nur
scheinbar sein Dasein in ein Vorhandensein übergeht, als Beispiel für alles,
was zum Objekt werden kann – wie Ihr
angemerkt habt – in Wirklichkeit aber durch den Tod von jemandem, dessen Dasein viel präsenter werden
kann als zu dessen Lebzeit.
(Der Begriff der Intersubjektivität scheint mir hier auch
nicht zu greifen – tut er doch so als bezeichne er Gegebenes...? Auch nimmt man dem Denken Heideggers seinen Ansatz, wird es mit Ich, Subjekt und Objekt erklärt - es ist nicht nur ein Stilelemet diese Begriffe nicht einzuführen, hängen doch an den Begriffen ganze Ketten von Operationen und Weltsichten....?)
Dasein, wenn es diese Einheit von Seele, Leben, Geist geben
soll, wird gerade im Verlust des Lebens absolut präsent.
Ich erlebe im Tod eines anderen das Vorhandene, jenes, das dieser hinterlässt – und das ist
ja nicht nur sein Leichnam - wie mit Dasein aufgeladen.
Wieso streiten wir uns sonst bis heute, was Heidegger, was
Hegel gemeint haben mag, wieso finden wir eine Mona Lisa bis heute noch interessant und rätselhaft, wieso wird
erst in der Erzählung ein gelebtes Leben so richtig gegnwärtig? Wieso wird
Gegenwart immer nur als vergangene
wahrgenommen?
Diese Fragen gingen mir durch den Kopf angesichts der
brutalen Nüchternheit, mit der Heidegger uns den Leichnam hinlegt, der den
Menschen als nicht mehr DA kennzeichnet!
Das existenziell Bedrohliche ist ja nicht Heideggers Erfindung, gibt er doch damit auch
eine Zeiterscheinung wieder: André Gide, Samuel Beckett, Ernst Jünger, Emil
Cioran .... war für sie das vorweggenommene Ende nicht der Maßstab aller Kunst?
Mit freundlichen Grüßen
aus den verregneten Bergen
Günter
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