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"Ich liebe Dich!" |
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Lieber Stefan!
Hab mir den sound von Stefan am Morgen nach dem Prodcast-Jubiläum
angehört und ihm getwittert: „ich mag, wie Du den größten Blödsinn wunderbar
erzählst!“
Der Wunsch nach Metasprache, in der sprachliche
Missverständnisse ausgeschlossen sind, ist, ich weiß nicht wie alt, aber immer
von der Sehnsucht nach identischer Übertragung von Bedeutung geleitet.
Wie das "Paradies" und das "Himmlisch Jerusalem" in der
Religion, wie der Kommunismus als das Ziel sozialistischen Strebens, ist
natürlich auch die Sehnsucht, in der Liebe eins mit dem Anderen zu werden kein
Blödsinn, es wird ja dem Telos geopfert.
Wird aber der Horizont des Möglichen verwechselt mit hand-
und trittfester Wirklichkeit kann da einiges schief gehen – Bazons Credo: alle
Utopien haben geradewegs zu Diktaturen geführt.
Mathematik ist ein Axiomatisches System. Die Axiome (1
und 0) werden gesetzt und sind nicht hinterfragbar, aber alle weiteren Regeln
müssen wechselseitig logisch formuliert und identisch nachvollziehbar sein.
Im Verhältnis zu dem was Logik im Sinne von Hegel ist, ist
Mathematik ein schemenhaftes Schattenwesen, das nur funktioniert, weil es sich
völlig aus dem Leben ausgrenzt und ein logisches Schattendasein führt.
Nur auf Grund dieses Schattendaseins, weil sie eben nicht
Leben ist, ist Mathematik so wirksam, kann aber auch so zerstörerisch wirken
wie in der Finanzwirtschaft gegenwärtig deutlich.
Was naturwissenschaftlich berechenbar ist, ist noch lange
nicht bewiesene Wirklichkeit ( lange glaubt man das), dazu bedarf es der
Versuche, der realen Daten, die belegen oder neue Berechnungen anregen
.........usw.
Punkt Zwei – die Sprache:
Die erste Einschränkung und Vorbestimmung aller weiterer
Fragen ist: Sprache als Kommunikationsmittel anzusehen.
Sprache ist nicht gemacht damit wir uns gegenseitig
verständigen!
Die Sprache ist das was dem Menschen seinen aufrechten Gang
ermöglicht, im Sprechen konnte der Mensch sich ungeschützt aufrichten. seine
empfindlichsten Körperteile, die er als Tier schützend der Erde zuwandte konnte
er zeigen, als er die Sprache entdeckte. Er konnte über Sprache die Gliedmaße
in eine Beweglichkeit bringen die einer Kugelbewegung, der kosmischen Bewegung
gleichkommt und das "Frühchen" Mensch ist ohne Sprache und deren Möglichkeit der
Selbstbildung auch nicht vorstellbar.
Über die Sprache ist der Mensch zu dem SELBST gekommen, aus
dem er langsam sein Selbstbewusstsein freisetzen konnte. Alles was zuvor der
Schöpfung der Natur zugewandt war floss jetzt in die Freiheit des Selbst ein,
bis zu dem, sich selbst auch verleugnen zu können ........
Sprache ist viel, viel mehr als die dürren
Kommunikationstheoretiker der 70er Jahre nur ahnen konnten.
Punkt Drei:
Die Verdinglichung von Sprache und ihre Widersprüchlichkeit
in sich.
Nicht erst die Rede, die Schrift, der Buchstabe und
Buchdruck, der Computer sind Schritte der Verdinglichung von Sprache, sondern
der Laut selbst und seine Gestaltung ist das Urphanomen der Verdinglichung,
deren äußerliches Zeichen die Ausbildung des Kehlkopfes am Menschen ist –
biologisch, neben der Aufrichtung und der biologischen Frühgeburt ( Biochemisch
kenne ich mich aus) eine der singulären Merkmale des Menschen.
Verdinglichung ist ein blödes Wort! Hegel spielt die Frage
mit den Worten, vermittelt und unvermittelt durch. Um es abzukürzen: das
Unvermittelte entsteht durch das Vermittelte, oder, ich bin ( als Mensch, als
Baum, als Tier, als Berg, Stein, als Sippe, als Sohn, als Tochter, als Staat,
als Gott) indem Du mich nennst, indem Du mich ruftst. Durch das Wort kann aber das genannte zu
einem Ding werden. ( das Erste Gebot – nicht eine Name, hundert Namen fassen Gott )
Aus dem Grunde kann: Will man die Dimension von Sprache
erfassen, kann ein performative Sprechakt weiterhelfen, Z.B.: „So wahr mir Gott helfe!“. Der
Satz, der bei Angelobungen gesprochen wird drückt die gesamte – wieder ein zu
simples Wort – selbstsuggestive Kraft von Sprache aus.
Zusammenfassend:
Die Wucht der Sprache wirst Du nie erfahren, fragst Du nach
Verständigung - wenn schon frag nach Selbstverständigung.
Fragst Du nach Verständigung, ist der nächste Schritt, die
Frage nach Zeichen und identischen Übertragung logisch, nur führt diese Logik in eine
Sackgasse.
Die gesamte performativen Kraft von Sprache wird in der
zivilisierten Welt reduziert und regelbar gemacht und kommt so scheinbar (
Stefan verwendet das Beispiel der Bestellung einer Tasse Kaffee) dem Ideal
einer Metasprache nahe – dabei geht es aber nicht um Verstehen sondern um
Handlung. In bürgerlichen Verträgen, in Absprachen, bei Ernennungen, bei der
Taufe, bei Eheschließungen, bei Rechtsurteilen (das Positve Recht ist nicht
gerecht, aber das Verfahren wird eingehalten) usw. wird darauf geachtet, dass
die Erwartungen geregelt und eingehalten werden: „Nach zwei Jahren bekomme Du
dein Geld zurück!“...............
Die chemischen Formeln der Wissenschaft sind ja auch so ein
Versuch der identischen Übertragung, nur Bitte! „Was ist näher am Wasser: Das
ausgesprochene Wort
w a s s
e r oder das gesprochene
Zeichen H2O ?“
Sprache, in ihrer vollen schöpferischen Kraft kann nur in Dichtung
und Musik erahnt werden, alles andere ist mit dem Hackebeil zugespitzt und bleibt stumpf - thummb!
Grüße aus Innsbruck
Günter